Die fortschreitende Erderhitzung gefährdet zunehmend die Ernährungssicherheit, bereits jetzt. Das ist keine Einzelmeinung. Das sind Forschungsergebnisse, die weitgehend Konsens in der Forschergemeinde sind. So lautet eine der Hauptaussagen des Sonderberichts zu den Landsystemen des Weltklimarats IPCC aus dem Jahr 2019: „Der Klimawandel, einschließlich von Zunahmen in der Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen, hat sowohl negative Folgen für die Ernährungssicherheit und terrestrische Ökosysteme gehabt als auch zu Desertifikation und Landdegradierung in vielen Regionen beigetragen (hohes Vertrauen).“ (pdf)
Dabei sollte man sich nicht von einigen Jahren mit guten Niederschlägen und hohen Erträgen täuschen lassen. Die Unsicherheit gerade für die Landwirtschaft wächst mit zunehmender Erwärmung. Wie die Paläoklimaforschung zeigt, haben wir wahrscheinlich bereits jetzt den Klimabereich verlassen, der seit Erfindung der Landwirtschaft zu Beginn des Holozäns auf der Erde geherrscht hat. Wir bewegen uns immer weiter in unkartiertes Territorium hinein, wo die Erfahrungen der Vergangenheit ihren Wert verlieren. Neuere Forschungsarbeiten lassen befürchten, dass die Gefahr von gleichzeitigen Ernteausfällen in den Kornkammern der Erde wächst – mit allen Folgen, die dies haben würde.
Wenn die Landwirtschaft ihre Arbeitsgrundlage – einigermaßen berechenbare Wetterverhältnisse – nicht verlieren möchte, sollte sie sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Regierung ihre Versprechungen und Beschlüsse einhält und einen fairen Beitrag zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens leistet, wie es der Umweltrat in seinem aktuellen Gutachten beschrieben hat.
Prof. Stefan Rahmstorf
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Stefan Rahmstorf
Head of Earth System Analysis, PIK
Researcher-ID: A-8465-2010
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